Wismut-Studie: Erhöhtes Risiko für diverse Krebsarten durch Radon

Montag, den 15. Dezember 2008 um 20:22 Uhr Aida Infante
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Nach neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen, erhöht Radon das Risiko an Lungenkrebs zu erkranken.

Nach Aussage des Sprechers des Bundesamtes für Strahlenschutz (BfS), ergab die Auswertung der weltweit größten Bergarbeiterstudie, dass das radioaktive Edelgas auch das Risiko für andere bösartige Tumore erhöhen kann. Statistisch gesehen, sei signifikant eine Risikoerhöhung bei sehr hoher Gesamtradonbelastungen, nachweisbar.

Frühere Behauptungen, Krebs sei auf Umweltfaktoren garnicht oder kaum zurückzuführen, sind längst überholt. Dass Radon ein Auslöser für Lungenkrebs ist, ist längst erwiesen. Im "British Journal of Cancer" sind Analysen veröffentlicht worden, die insbesondere die Gefahr der Inhalation von Radon für andere bösartige Krebserkrankungen ermitteln sollten.

59.000 Männer nahmen an dieser großangelegten "Wismut-Studie" teil. Alle Teilnehmer waren zwischen 1946 und 1989 bei dem ehemaligen Uranerzbergbaubetrieb in Thüringen und Sachsen beschäftigt.

Bis Ende 2003 wurden 3.000 Lungenkrebsfälle und weitere 3.340 Todesfälle durch andere Krebserkrankungen registriert.

Für andere bösartige Tumore stieg das Risiko insgesamt proportional und in Abhängigkeit von der Gesamtbelastung mit Radon. Das Lungenkrebserkrankungsrisiko stellte sich 15-fach höher dar, als das Risiko an anderen bösartigen Krebsarten zu erkranken.

Ein Risikoanstieg wurde bei fast allen 18 untersuchten spezifischen Krebsarten beobachtet. Am Höchsten war das Risiko an Mundhöhlentumoren, Rachenraumtumoren und Lebertumoren zu erkranken.

Ein Teil der Risikoerhöhung könnte auch durch andere Belastungen wie Feinstaub, Quarzfeinstaub und Arsen erklärt werden, heißt es.

Der Beobachtungszeitraum wurde um weitere fünf Jahre bis Ende 2008 verlängert. Die Wissenschaftler versprechen sich dadurch bis 2011 mehr Ergebnisse in Bezug auf einzelne Tumorarten.

Viele bisherige Studien waren zu klein oder in der Zusammensetzung der Studienteilnehmer zu verschiedenartig, um aussagekräftig zu sein. Die in dem ehemaligen "Uranbergwerk Wismut" durchgeführte Studie weist, im Gegensatz zu vorhergehenden Studien, eine große Strahlenbelastung, einen deutlich längeren Beobachtungszeitraum und eine größere Anzahl an Krebstodesfällen, auf.

Laut "BfS" handelt es sich bei dieser Studie um einen entscheidenden Fortschritt bzgl. der Bewertung eines Zusammenhangs zwischen Radon und dem Risiko an bösartigen Tumoren außerhalb der Lunge zu erkranken.

Abstract
Radon and risk of extrapulmonary cancers: results of the German uranium miners' cohort study, 1960–2003 M Kreuzer1, L Walsh1, M Schnelzer1, A Tschense1 and B Grosche1